5. November 2018 Sozialdienst

„Wir sind das doppelte Lottchen“

Unsere Bewohnerinnen Frau Bögner und Frau Müller haben für das Magazin „Projekt Lebenswege“ ihre Geschichte erzählt:

Luzia Bögner (links) und Lilli Müller haben sich gesucht und gefunden.

Lilli Müller kennt das Schwenninger Bürgerheim schon aus ihrer Zeit in der Tages- und Kurzzeitpflege. Vor drei Jahren zog sie ins Doppelzimmer zu Luzia Bögner. Auch sie war zuerst in Kurzzeitpflege und wohnt seit fünf Jahren im Bürgerheim. „Nach einer schweren Krankheit konnte ich nicht mehr daheim leben. Es war ein schwerer Schritt, wenn man alles stehen und liegen lassen muss. Die erste Nacht war nicht so leicht. Inzwischen habe ich mich gut eingelebt, die Schwestern sind nett, das Essen ist gut, was wollen wir noch … und es wird ganz viel geboten. Als meine frühere Zimmernachbarin verstarb, hat mir die Familie zwei Möbelstücke und Bilder übergeben. Das halte ich in Ehren. Danach kam Lilli zu mir.“ Und Lilli Müller brachte vor drei Jahren den großen Fernseher mit, der wie die vielen, vielen Erinnerungsstücke der beiden an der Wand hängt. Ein kleiner Vorteil für sie, denn sie kann abends vom Bett aus zuschauen.: „Wir gucken zusammen Fernsehen, Luzia muss auf dem Stuhl sitzen. Von der Fußball-WM haben wir fast alles gesehen, Kroatien hat am besten gespielt. Die Deutschen waren eine Blamage fürs ganze Land. Wir gucken auch Serien oder was mit Tieren. Und die Tagesschau lassen wir uns nicht entgehen, wir wollen wissen, was im Land los ist.“ Beide sind keine Nachteulen, stehen zeitig am Morgen immer nach dem gleichen Ritual auf. Luzia Bögner ist die Erste im Bad. „Ohne Wecker werden wir um 5 Uhr wach. An der großen Uhr ist ein Nachtlicht, da sehen wir, wie spät es ist. Jeder braucht halt seine Zeit zum Waschen und Richten.“ Zur selben Zeit krabbelt ihre Zimmernachbarin aus den Federn. „Ich mache inzwischen das Bett und räume ein bisschen auf. Wir versuchen beide, alles noch selbst zu machen. Beim Strümpfe anziehen helfen wir uns gegenseitig. Bis wir fertig sind, ist Frühstückszeit.“ Anschließend trennen sich ihre Wege.

„Streit ist kein Thema fürs Alter“
Für Luzia Bögner steht fast täglich Gymnastik auf dem Plan. „Das brauche ich, das ist gesund. Gestern haben wir draußen Übungen gemacht, das war richtig schön.“ Ihrer Mitbewohnerin macht die Gesundheit leider dafür einen Strich durch die Rechnung, dafür geht sie ab und zu auf einen Besuch in die Tagespflege und trifft ein paar Bekannte von früher. Beide sind inzwischen Freundinnen geworden, haben viele gemeinsame Interessen und Lilli Müller kommt ins Schwärmen: „Wir machen alles mit und sind überall dabei. Hier läuft Fest an Fest, Grillfest, Sommerfest, mal ist die Stadtmusik da, mal ein Chor, der Zirkus war schon hier. Einmal im Monat gehen wir ins Tanzcafé zum Gucken und Kuchen essen.“ Bingo, Gedächtnistraining, Singstunde, die beiden werden nicht müde, alles aufzuzählen. Luzia Bögner lacht: „Das ist fast schon Stress, aber gut. Ganz toll war auch, als die jungen Leute ein paar Tage im Bürgerheim waren. Die haben viel mit uns gemacht. Wir wollen, dass sie wiederkommen.“ Jede Woche kommt die Tochter von Luzia Bögner und macht beiden Frauen die Haare. Nicht nur das. Ihr verdanken sie auch die Idee, dass sie zu besonderen Festen das Gleiche anziehen und im Heim bekannt als das doppelte Lottchen sind. Lilli Müller schiebt schnell nach: „Und sie hilft uns bei den Gewinnspielen in der Heimzeitung. Dadurch haben wir schon ein paar Mal gewonnen.“
Ist denn wirklich alles so einfach wie es klingt? Können sich zwei betagte Damen so gut aneinander gewöhnen und auf engem Raum miteinander auskommen? Fast gleichzeitig lassen beide keinen Zweifel zu: „Ab und zu fetzen wir uns schon. Aber streiten bringt nichts. Was soll das? In unserem Alter ist man froh, einen guten Tag zu haben. Dafür muss man sich auch anpassen, das gehört dazu.“

 

Weiter Informationen über das „Projekt Lebenswege“ finden Sie unter:  www.lebenswege-sbh.de

„Wir sind das doppelte Lottchen“

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